Robin Gibb ist derzeit in eine unschöne Affäre um Tony Blair verwickelt, die in den britischen Medien überraschend hohe Wellen schlägt und sich selbst nach einer Woche noch nicht wieder beruhigt hat.
Hintergrund ist die Tatsache, das Tony Blair zum Jahresende mit Familie in Miami Urlaub machte und Robin und Dwina Gibb ihr dortiges, meist ungenutztes Anwesen der Familie zur Verfügung stellten. Ein Freundschaftsdienst, wie Dwina Gibb meinte, während Tony Blairs Sprecher behauptete, die Blairs würden ordnungsgemäß dafür bezahlen.
Dass ein Mensch wie Tony Blair überhaupt noch Freunde hat, die ihm großzügig ihre millionenschweren Villen für Urlaubszwecke zur Verfügung stellen, mag menschlich gesehen ein Bonus sein, durch die politische Brille - und besonders durch die der Opposition - ist das allerdings ein gefundenes Fressen und Anlass genug lauthals "SKANDAL!" auszurufen.
Hintergrund ist - klar! - die Lobbyarbeit Robin Gibbs, die er seit einigen Monaten in Großbritannien (zusammen mit viele anderen, meist älteren Musikern) betreibt, in der er für eine Gesetzesänderung im Urheberrecht kämpft, wonach die Rechte an einem Werk nicht schon nach 50 Jahren an die Allgemeinheit übergehen. Cliff Richard aber auch Paul McCartney wären da neben Robin Gibb schon recht bald betroffen (Cliff Richards Karriere begann immerhin 1958).
Dumm gelaufen, könnte man meinen und die Sache abhaken aber die Presse in Großbritannien hätte nicht solch einen widerlichen Ruf, wenn sie sich nicht genussvoll dieses Thema annehmen würde und nach allen Regeln der Kunst ausweidet. Da kann man alle Ressentiments und Klischees auspacken. Und auf die Bee Gees (und in England insbesondere auf die etwas umstrittene Dwina Gibb) stürzt man sich natürlich immer wieder gerne.
Eine gewisse WENDY LEIGH berichtet in der Daily Mail bereits am 30.12 von einer ausgelassenen Silvesterparty. Da wird vor allem Dwina Gibb angegriffen, deren semierotische Kunst Anlass dazu gab, sie als "bisexuelle Teilzeitdruidenpriesterin" zu bezeichnen. Dann werden Robins und Dwinas "legendäre" Parties der letzten Jahre im Detail beschrieben.
Im gleichen Blatt am selben Tag enthüllen DENNIS RICE und SHARON CHURCHER, dass Dwina Gibb einst mit einem verurteilten Importeur von verbotenem pornografischem Material liiert war und sogar dessen Namen benutzte, ohne mit ihm verheiratet gewesen zu sein. Glücklicherweise schreiben sie dazu, dass das Ganze sich 1975 abgespielt hatte. Nett auch, dass sie ein hübsches Bild von Dwina mit dem "Pornographen" aus dem Jahr 1974 ausgegraben haben.
Schon einen Tag zuvor schießt sich eine gewisse ALISON BOSHOFF auf Robin Gibb ein, arbeitet ausschließlich mit Unterstellungenu und Halbwahrheiten, gräbt Robins Drogensucht der späten 60er Jahre aus, zieht über seine blaue Brille, sein Toupée und sein Veganertum her und stellt fest, dass er in einer "offenen Ehe mit einer bisexuellen Druidin und Poetin" lebt. (Dazu muss man sagen, dass Dwina Gibb ihre angebliche Bisexualität vor einiger Zeit in einem Interview selbst ins Gespräch gebracht hatte und die Boulevardpresse sich seitdem geradezu verplichtet zu fühlen scheint, darüber bei jeder noch so dünnen Gelegenheit zu berichten.)
Selbst die altehrwürdige Times ist sich nicht zu schade in dieses Geplärre mit einzustimmen und für ziemlich miese Publicity für die Gibbs in Großbritannien zu sorgen. Und das alles nur, weil man eigentlich Tony Blair angreifen will. Da geht man zur Not über die Leichen anderer. Kennt man ja aus Deutschland von BILD & Co.
Bleibt zu hoffen, dass sich das bald wieder legt und es Wichtigeres zu berichten gibt, zumal Tony Blair ja politisch schon am Ende ist.
Die Frage, die sich mir stellt ist eher die, wie Robin Gibb, der Songs wie "Mother Of Love" singt, sich für die Kinder in der Welt einsetzt und sich für Frieden und Freiheit stark macht, einen Tony Blair zum Freund haben kann? Für mich wäre die Freundschaft mit einem Premierminister, der seine Soldaten in einen Krieg führt, der ein Land in Anarchie und Chaos stürzt und bei dem zig-tausende von Menschen (und darunter auch unzählige Kinder) starben, auf Eis gelegt - zumindest solange diese Person dieses Amt noch inne hat.
Dumm gelaufen!