Freitag, 17. November 2006

Robin Gibb. Friss oder Stirb!

Schon seit einiger Zeit glaubt kein vernünftiger Mensch mehr an eine Bee Gees Reunion. Schon weil mit Maurice Gibb ein Mitglied fehlen würde, dessen Beitrag zum Bestand der Band in jeder Hinsicht (und gerade nach seinem Tod) nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Seine Aufgabe war es offenbar nicht nur die Bee Gees künstlerisch zu leiten, sondern ihnen auch den inneren Halt zu verleihen und das verbindende Element zwischen den eher speziellen Charakteren Robin Gibb und Barry Gibb zu bilden.

Der Drang sowohl von Barry als auch von Robin einerseits als Brüder und als Band zu funktioneren, stand immer im Gegensatz zu dem Wunsch auch alleine klar zu kommen. Das bedeutete aber immer auch Trennung, nicht nur von der Band, sondern eben auch vom anderen Bruder.

Das hatten wir erstmals 1969. Und es geschah auch später immer wieder, wenn auch in abgemilderter Form. Robin und Barry nahmen sich immer wieder Auszeiten, um sich ihrer Position in der Band und als Bruder zu vergewissern. Warum haben Robin und Barry nie an einem gemeinsamen (Solo)album gearbeitet? Warum waren How Old Are You?, Secret Agent und Walls Have Eyes eigentlich Robin Gibb Soloalben obwohl Maurice Gibb wohl die meiste Arbeit darin investiert hat?

Ich denke, die Egos von Robin und Barry sind immer wieder während ihrer gemeinsamen Karriere aufeinander geprallt, oft mit herausragenden Folgen für die Fans, denn ich denke die besten Songs der Bee Gees sind allesamt Barry und Robin Kompositionen. Aber eben auch mit destruktiven Ergebnissen. Warum klingen Robin Gibb Soloalben eigentlich meist, als seien sie auf dem Rummel aufgenommen worden? Wieso kamen Barry Gibb Alben nie aus dem Puschen, trotz eines Etats für nur ein Album (Now Voyager), von dem ich meine komplette Rente hätte finanzieren können?

(Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, gute Solokompositionen von beiden Brüdern, die aber meist völlig untergingen, bei denen man sogar oft das Gefühl hatte, das niemand so richtig dahinterstand. Besonders Robin Gibb vermittelte oft den Eindruck, völlig willenlos von TV-Sendung zu TV-Sendung herumgereicht zu werden.)

Als Barry und Robin im Mai 2006 zwei gemeinsame Termine wahrnahmen und sogar beim Jubiläumskonzert des Princes Trust in London auftraten und dabei drei Songs zum Besten gaben, schien die Welt für viele Bee Gees Fans wieder in Ordnung. Aber schnell hat sich gezeigt, dass dieses Treffen offenbar dafür genutzt wurde, klaren Tisch zu machen und das Ende der Bee Gees zu besiegeln. Der Vertrag mit Warner Reprise macht deutlich, dass es die Bee Gees nur noch in der Vergangenheit gibt, um das Backprogramm würdig vermarktet zu wissen. Zukünftige Projekte der verbleibenden Brüder, sind Projekte der Brothers Gibb und nicht mehr der Bee Gees.

Es gibt Gerüchte, die besagen, dass es zwischen Barry Gibb und Robin Gibb nach der Deutschlandtour 2004 und der anschließenden Veröffentlichung seiner Live CD/DVD im Mai zu einer Übereinkunft gekommen ist, wonach Robin Gibb mit seinen Pseudo-Bee-Gees-Livekonzerten den englischsprachigen Raum verschonen muss. Auch in Deutschland sollen demnach keine weiteren Konzerte mehr stattfinden dürfen. Dafür spricht, dass Robin Gibb im Mai 2006 seine Termine für die geplante Englandtour im Sommer ersatzlos gestrichen hat und seitdem nur noch in Südamerika und Asien tourt. Offenbar fand Barry Gibb vor allem das Ergebnis der Darbietungen erschütternd, nicht so sehr, dass Robin eher Bee Gees-, statt Solokonzerte absolvierte. In seinem Chat mit Fans vor ein paar Tagen meinte Barry, Robin würde das "Falsetto so gut singen, wie er es eben könne", und dass es derzeit nicht viel Raum für andere Menschen in Robins Umfeld gäbe. Durchaus eher ein Seitenhieb auf Robins Management.

Vielleicht sollte sich Robin Gibb wirklich von einem kompetenteren Team beraten lassen, das ihn nicht auf eine Miss World Wahl schickt, das es schafft, dass Robin Gibb eine vernünftige Webseite hat (die übrigens schon wieder abgeschaltet ist!) auf der er sinnvolle Informationen für die Fans bereithält und das Robin vor allem davon abhält sich völlig unter Niveau zu verhökern um nicht wirklich irgendwann auf dem Rummel zu landen!

Vielleicht würde er ja auch wieder Songs schreiben, wenn er sich mit Bruder Barry zusammen täte. Es ist nun bald sieben Jahre her, dass es von Robin Gibb eine neue Komposition gab (abgesehen von "Mother of Love" und seinem Anteil an "Please"). In der selben Zeit hat sich Barry neue Partner zum Songschreiben gesucht und großartige Songs verfasst. Das Barbara Streisand Album Guilty Pleasures ist dafür nur ein Beispiel. Und genau das ist auch die Qualität, wie man sie von den Bee Gees erwarten darf und kein Weihnachtsalbum (Volkslieder sind fürs Volk!), Presseballauftritte mit Edmund Stoiber und ähnliches; und dann nicht einmal zu merken, wie peinlich das alles ist. Noch schlimmer: Bee Gees Spezialist Joe Brennan, der auch an diversen Büchern über die Bee Gees mitgewirkt hat und dem auch im Booklet zur Box The Studio Albums 1967-1968 gedankt wird, der aber auch als Kritiker des Solowerks von Robin Gibb gilt, dies aber vor allem in internen Newslettern und Mailinglisten zum besten gibt, niemals aber auf seiner Webseite, hat von Robin Gibb im Sommer dieses Jahres eine Email erhalten, in der er "freundlich" gebeten wird, "den Bee Gees den Respekt zu erweisen, der von einer Person seiner Stellung (Anmerkung: seine Stellung als Bee Gees Experte ist gemeint) erforderlich ist". Besser kann man die Realität kaum verleugnen. Brennan ist in erster Linie ein Fan wie wir alle, lieber Robin Gibb, aber er ist kein Teenager mehr dem man alles vorsetzen kann. Bee Gees Fans sind inzwischen erwachsene Menschen, denen man schon ein wenig mehr zutrauen darf als diese "Friss-oder-Stirb"-Mentalität. Und viele davon (nicht alle, ich weiß) können zwischen einem kreativen Menschen und einem, der sich nur noch selbst zitieren kann, bis hin zur völligen Geschmacklosigkeit und Selbstverleugnung, durchaus unterscheiden!

Das musste mal gesagt werden!

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